Die Gäste

Die Nindorfer Faslamsgesellschaft sieht es gern, wenn sich zum Faslam viele Gäste einfinden, kommen sie nun aus Nindorf oder aus der Umgebung. Das gilt für alle Veranstaltungen, sei es der Lumpenball, der Preisskat, an dem Spieler aus Hamburg, seinem Umland oder aus der entfernten Marsch und der nahen Geest teilnehmen, oder seien es die Spielmannzüge und die ”Dörps Muskanten”, die mit Günter Haupt zum Gelingen des Faslams beitragen.

 

Eine noch größere Freude macht es den Nindorfern, wenn ihre Freunde aus Asendorf, Garlstorf oder Hanstedt zum Faslam anreisen. Diese Gäste, in ihren Heimatdörfern selbst eifrige Faslamsleute, gehören seit über vierzig Jahren zum Nindorfer Faslam, und mancher fragt sich heute, ob sich in der Vergangenheit nicht ein ganz gewisses Ereignis zugetragen hat, dass aus einer allgemein üblichen, nachbarschaftlichen Beziehung eine so feste Freundschaft entstehen konnte.

 

Die Antwort auf diese Frage hat Rolf Kistenbrügger mit seinem Team gerade zu diesem 50-jährigen Jubiläum nach manchen Umfragen herausgefunden. Hier sind ihre Recherchen:

 

Die Geschichte von der festen Freundschaft zu Asendorf, die Peter Muus und Arnold Bisping, 1963 in Asendorf Vadder und Mudder, zu erzählen wussten, hört sich fast wie ein Fastnachtscherz an und muss hier daher zuerst vorgetragen werden:

 

Der unter dem Namen ”Asendorfer Bäcker” bekannte Gustav Harms aus Asendorf fuhr schon in den Fünfzigerjahren mit Brot und anderen Backwaren durch unsere Dörfer, um seinen Kunden seine Waren anzubieten. Gleichzeitig war Bäcker Gustav aktiver Feuerwehrmann und Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr Asendorf.

 

Auch in Nindorf, wo 1962 auf dem Rüst die Wettkämpfe ausgetragen wurden, nahm Gustav mit seinen Asendorfern teil und wurde erster Sieger. Übrigens war Gustav damals gerade dabei, 17 -mal hintereinander den besten Platz zu belegen.

 

Vom Rüst zogen die Kameraden der verschiedenen Wehren zum ”Braunen Hirsch”, um Ehrungen und Siege zu feiern. Nun hatte Gustav aber in Nindorf eine Freundin, die dazu noch schräg gegenüber vom Gasthaus wohnte, das war Martha Ahlers, die Schwester von Hans Ahlers. In Bier- und Siegerlaune erinnerte sich Gustav an seine Geliebte, darauf kletterten er und seine Mannschaft aus den offenen Fenstern des Gasthofes, rannten über die Straße und stiegen bei Martha ins Küchenfenster wieder ein. Hier drängt sich die Vermutung auf, dass Gustav dieses Fenster wohl schon kannte. In der Küche bei Kalferköpers, wie man das Haus von Ahlers damals nannte, kam es dann zu einer zünftigen Nachtvesper und zu einer glücklichen Begegnung mit Martha.

 

Allen Asendorfer Feuerwehrkameraden muss dieses Erlebnis so gut gefallen haben, dass sie von nun an häufig zum Feiern nach Nindorf kamen und so auch ständige Gäste des Nindorfer Faslams wurden.

 

Hatte diese humorvolle Begegnung zwischen Asendorf und Nindorf den Grundstein für eine Freundschaft gelegt, die nun schon über 4 Jahrzehnte andauert, so begann die enge Beziehung zwischen Garlstorf und Nindorf mit einem wirklichen Eklat, einer handfesten Auseinandersetzung.

1963 feierte Nindorf sein Erntefest, an dem, wie schon häufig, junge Leute als Garlstorf teilnahmen. Nun ist es üblich, dass über diesem Fest eine Erntekrone mit Früchten aus unseren Landen hängt, dazu auch eine Flasche Korn. Irgendwann muss diese Flasche aus der Krone herunter. Dazu fand sich Peter Vogts aus Garlstorf bereit. Die jungen Leute hoben ihn empor, er kletterte weiter, bis er die Flasche ergreifen konnte. Mit einem Ruck riss Peter an der Flasche, aber mit ihr kam gleichzeitig die schöne Krone herunter.

 

Darüber empörten sich unverzüglich und lauthals mehrere Nindorfer, ganz besonders Schorsch Krug und Guschi Menke.

Es kam sofort zu einigen Handgreiflichkeiten zwischen den Nindorfern auf der einen und den Garlstorfern auf der anderen Seite, wobei Hein Leu die Partei der Gäste ergriff und damit die Freundschaft der Nindorfer mit den Garlstorfern derart festigte, dass auch diese nun schon seit mehr als 4 Jahrzehnten anhält.

 

Auch Franz Röhrs, der später unser Samtgemeindebürgermeister gewesen ist, war damals als junger Mann mit seiner Freundin Elisabeth Vogts, die heute längst seine Frau ist, bei all dieser Aufregung dabei. Wie er später sagte, habe er sich wegen dieses Durcheinanders an die Theke gestellt und dabei sein erstes Bier in seinem Leben getrunken. So sei auch in ihm die Erinnerung an den Nindorfer Faslam bis heute noch geblieben.

 

Die Garlstorfer und Nindorfer aber schlossen diesen Tag mit einer noch engeren, lange Jahre anhaltenden Freundschaft. Gegenseitig besuchten sie von nun an alle Feste des anderen Partners. Jahrelang gingen die Garlstorfer in Nindorf zum Schnorren mit durchs Dorf und nahmen auch jeweils montagabends mit am gemeinsamen Essen teil.

 

1962 und 1963 war es auch, als Peter Vogts und Heinz Ferchau aus Garlstorf in Nindorf zu Faslamseltern gewählt worden sind. Im ersten der beiden Jahre war Heinz Ferchau der Vadder und Peter die Mudder, im nächsten Jahr war es umgekehrt.

 

Folgenden damals jungen Leuten aus Garlstorf wollen wir an dieser Stelle herzlich für ihre häufige Teilnahme am Nindorfer Faslam danken:

Helga Beckedorf Klaus Schmidt

Elisabeth Röhrs, geb. Vogts Heinz Ferchau

Sieglinde Zobel Peter Vogts

Ludwig Weselmann Ewald Rieckmann

Gerhard Westermann Werner Zobel

Von Mitte bis Ende der Sechzigerjahre an erwiderten die Nindorfer diese Besuche in besonders reger Weise. Nicht nur am Garlstorfer Faslam, sondern auch an den Sommerfesten, die Peter Vogts und Klaus Schmidt veranstalteten, nahmen die Nindorfer lebhaften Anteil. In dieser Zeit gehörte Hermine Matthies als Wirtin in Nindorf zur ständigen Begleiterin der Gäste aus Nindorf und zeigte sich bei allen Feiern in einer großzügigen, freigiebigen Art.

 

Auch über die 60er-Jahre hinaus besuchten sich die Faslamsbrüder und –schwestern aus den anderen Orten gegenseitig.

 

Wie überall feierten auch die Hanstedter nach dem Kriege wieder Faslam, ließen aber von 1966 an drei Jahre lang davon ab. Ein zentraler Ort in der Heide – und dann ohne Faslam!

 

So sahen es auch Willi Rademacher, der Bäcker, und Rainer Brackelmann, was sie, den Bäcker-Willi und Dixi, bewog, für das letzte Wochenende im Januar 1969 eine Neuauflage des Faslams vorzubereiten. Sie bestellten Musik, warben einen Tanzsaal an und trafen weitere Vorbereitungen. Erst dann erfuhren sie, dass auch an denselben Tagen die Nindorfer regelmäßig Faslam feierten. Zweimal Faslam auf jeweiliger Nachbarschaft! Das konnte aus leicht ersichtlichen Gründen nicht sein.

 

In Nindorf entschlossen sich die jungen Leute, ihr Fest um eine Woche vorzuverlegen, was weite Anerkennung in Hanstedt fand und sehr begrüßt wurde. Darum erschien auch der Hanstedter Faslamsclub vollständig zur Nindorfer Fastnacht, sein Vorstand war auch am folgenden Montag zum gemütlichen Abend wieder dabei.

 

Von nun an entwickelte sich das gute Einvernehmen der närrischen Freunde beider Orte mehr und mehr. So beteiligten sich die Nachbarn am Grillabend zum Schweineessen an den Fischteichen am Fuße des Brunsberges.

Hildegund wiederum setzt ihre Beziehungen ein, um den Hanstedtern für ihr geselliges Treiben Künstler zu fairen Bedingungen zu benennen. Die Hanstedter dagegen überlassen den Nindorfern ihre komplette Lautsprecheranlage.

 

1971 schlugen zu später Stunde auf dem Nindorfer Faslamsball unser damaliger Faslamsvadder Jürgen Krug und Dixi aus Hanstedt mitten auf dem Tanzsaal zur allgemeinen Belustigung Purzelbäume um die Wette. Am Ende schafften beide bei gleicher Zeit die gleiche Anzahl. So gab es zwei Sieger, und jede Gruppe feierte an der Theke ihren Sieg.

 

Dies sei zum Schluss ein niedliches Symbol für die feste Freundschaft im Faslam.